Die Bigband der KAS feierte dieses Jahr ihr siebtes Konzert. Das Projekt bietet Stipendiaten die Chance, sich für Improvisation zu öffnen – und ihren musikalischen Horizont zu erweitern.
„Jazz washes away the dust of everyday life.“ So beschreibt der amerikanische Schlagzeuger Art Blakey das Lebensgefühl jener Musik, die sich vor allem durch ihre Freiheit auszeichnet. Der Alltag, das sind feste Strukturen, Routine, Wiedergabe. Der Jazz kennt auch Strukturen, basiert auf Harmonien und gibt ein Rhythmusgerüst vor. Aber die wahre Faszination liegt in der Improvisation, im Neuen, in der grenzenlosen musikalischen Selbstverwirklichung. Und genau dieses Gefühl können KAS-Stipendiaten einmal im Jahr im „Probenworkshop der KAS Bigband“ erleben und erlernen.
Maximilian Rüppell gründete die KAS Bigband im Jahr 2011, im Oktober dieses Jahres spielte das Kollektiv aus gut zwei Dutzend Musikern ihr insgesamt siebtes Konzert. In Heidelberg klatschten, schnipsten und wippten 300 Zuhörer zu Klängen von Frank Sinatra, Sammy Nestico und Dusty Springfield. Bei Songs wie „I want to be like you“ oder „I feel good“ konnte das Publikum weltbekannte Ohrwürmer in der Bigband-Version live erleben. Das Zugabe-Stück „Jam“ bot ein Best-of der Improvisationskunst der Band, als zum treibenden Rhythmus von Schlagzeug, Bass und Gitarre jeder und jede noch einmal im Solo zeigen konnte, was musikalisch möglich ist.
Zwar ist der Probenworkshop seit Jahren fester Bestandteil des Seminarprogramms, dennoch ist es immer noch ein Seminar von Stipendiaten für Stipendiaten. Denn ohne die großartige Unterstützung eines ehrenamtlichen Organisationsteams – in diesem Jahr Ella Gemünd, Regina Förster und Anna Hohneck – hätte es die Band in den fünf Tagen Probe unmöglich geschafft, sich voll auf die Musik zu konzentrieren.
Bis das Konzertprogramm am Sonntag steht, muss sich die Band erst einmal aufeinander einlassen und spielen, spielen, spielen. Das Seminar beginnt an einem Dienstag im Oktober mit der KAS-üblichen Vorstellungsrunde. Allerdings steht neben dem üblichen „Und wo studierst du so“ vor allem der musikalische Hintergrund im Vordergrund. Posaune, Schlagzeug oder Bass? Oh, Saxophon! Klassisches Studium, heute zum ersten Mal beim Jazz dabei. Auf geht’s!
Musik machen können alle in der Band, die Vorerfahrung im Jazz ist aber gar nicht so entscheidend. Bandleiter Maximilian Rüppell schwört die Truppe vor der ersten Probe ein: „Wir wollen ein großartiges Konzert spielen. Aber wichtig ist mir vor allem, dass wir Spaß an der Musik haben.“ Dass beides klappen kann, zeigt sich mehr und mehr Tag für Tag, Note für Note.
Schon lange vor der ersten Probe bekommen die Teilnehmer die Partituren der 15 Stücke und kennen die Songs aus Hörbeispielen. So laufen die ersten beiden Tage in der Vollbesetzung richtig rund. Dann sorgen die beiden Gastdozenten Steffen Weber (Bigband des hessischen Rundfunks) und Frank Runhof (Kicks’n Sticks Mannheim) für den nötigen Feinschliff und erweitern nebenbei das musikalische Vokabular der Band. Alle Teilnehmer werden sich bei ihren künftigen Proben immer erinnern, was „ghosten“ heißt und warum es wichtig ist, die „Subdivisions“ mitzuzählen.
Während sich die Band musikalisch formt, sorgt das Rahmenprogramm dafür, dass die mehr als 20 Musiker – falls sie sich schon nicht aus den Vorjahren kennen – auch menschlich harmonisieren. Ein Besuch in der „miramar“-Therme, eine Wanderung über den Heidelberger Philosophenweg, ein Abend in der Heidelberger Altstadt: Das Leben eines Musikers ist einfach großartig.
Dann der krönende Abschluss, das Konzert in Heidelberg. Das Deutsch-Amerikanische Institut dient seit Jahren als Ur-Aufführungsort für die neue Show der KAS Bigband. Mal wieder auf Tournee in nur einer Stadt. Dank der Soundtechnik des Bassisten Alexander Krimalowski ist der Sound auf und vor der Bühne professionell und alle Teilnehmer erhalten in wenigen Monaten sogar eine Live-CD mit allen Stücken als Souvenir.
Den Spaß an der Musik und an der Freiheit des Jazz nehmen alle schon jetzt mit nach Hause – und freuen sich auf die Tour der KAS Bigband 2018. Natürlich wieder in Heidelberg. „To wash away the dust of everyday live.“ Oder wie Bandleiter Maximilian Rüppell zu sagen pflegt: „Keep swingin’!“
Du hast Lust auf Jazz und möchtest mitspielen?
Wir freuen uns immer über neue Mitglieder! Voraussetzung ist natürlich ein für die Bigband geeignetes Instrument bzw. eine Gesangsstimme. Vorerfahrung im Jazz ist hilfreich und wünschenswert, aber nicht zwingend erforderlich.
Du würdest das Organisations-Team unterstützen?
Prima, denn die Bigband sucht stets Verstärkung in diesem Bereich! Da sich die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen, ist der Aufwand nicht allzu groß und die gemeinsame Arbeit im Team macht Spaß. Die Teilnahme wird von der KAS auf den Pflichtenkatalog angerechnet und Teilnahmegebühren sind natürlich nicht zu bezahlen.
Kontakt: bigband@kasconnect.de
Weitere Informationen: www.kas-bigband.de
Der Autor: Maximilian Nowroth ist Wirtschaftsjournalist und Co-Chef von Orange, dem jungen Portal des Handelsblatt. In der KAS Bigband spielt er Posaune und rappt.
Fotos: Svea Sela