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Christliche Werte in der CDU: Podiumsdiskussion in Heidelberg

 Die Veranstaltung fand an der SRH Hochschule statt.  (Foto: KAS/Carolin Eschenfelder)
Die Veranstaltung fand an der SRH Hochschule statt. (Foto: KAS/Carolin Eschenfelder)

Am 12.11.2017 fand im Rahmen des Adenauer-Forums eine Podiumsdiskussion zum Thema „Welche Rolle spielt das C in der heutigen Politik?“ statt. Als Diskutanten waren der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Finanzen MdB Dr. Michael Meister, der derzeitige Hochschulpfarrer der Universität Heidelberg Dr. Hans-Georg Ulrichs sowie der ehemalige Landesvorsitzende des RCDS Matej Peulic eingeladen.

 

Nach einer kurzen Einführung in die Thematik durch den Organisator und Gruppensprecher der Heidelberger Hochschulgruppe 2, Tobias Tigges beschäftigte sich die Diskussionsrunde zunächst mit dem Versuch, christliche Werte zu definieren. Allgemeiner Konsens war, dass der Begriff der Christlichkeit kein genaues Programm für die Politik vorgeben könne und es sich vielmehr um interpretationsbedürftige Wertevorstellungen handele, die einen Rahmen vor¬geben und sodann der Konkretisierung durch die Politik bedürfen.

 

Der Bundestagsabgeordnete Dr. Michael Meister führte im Zuge dessen sein Verständnis des christlichen Wertebegriffs näher aus. Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität sowie die unantastbare Würde des Menschen seien Ausgangspunkt seiner Politik, wobei jeder Mensch als Individuum akzeptiert werden sollte. Aufgabe der Politik sei es, dem Einzelnen in seinem Dasein Hilfestellung, Unterstützung und Strukturen zu geben. Dr. Hans-Georg Ulrichs erin¬nerte in diesem Zusammenhang daran, dass es der Vernunft des Menschen bedarf, um die Lücken in der vagen Umschreibung der christlichen Werte zu füllen. Einig war man sich unter den Diskutanten jedenfalls, dass es eindeutige Werte wie die Würde des Menschen und den absoluten Lebensschutz gebe.

 

Da christliche Werte im engeren Sinne mit dem Christentum und der Kirche verbunden werden, wurde des Weiteren die Interaktion zwischen Politik und Kirche in der heutigen Zeit diskutiert. Matej Peulic betonte, dass von den Parteimitgliedern der CDU kein Glaubensbe-kenntnis verlangt werden könne; insofern könne die Bedeutung der christlichen Werte nicht einzig und allein am kirchlichen Verständnis festgemacht werden. Dr. Hans-Georg Ulrichs ent¬gegnete daraufhin, dass unsere Gesellschaft jedoch die Kirche bräuchte, um christliche Werte zu erhalten, und betonte somit die Verknüpfung von Gesellschaft und Kirche.

 

In der anschließenden Diskussion hatten die Stipendiatinnen und Stipendiaten die Möglich-keit, weitere Fragen zur Thematik zu stellen. In erster Linie wurden die Auswirkungen des Selbstverständnisses der CDU auf die Bundestagswahlen sowie die Bedeutung des christlichen Werteverständnisses mit den anderen Weltreligionen in Vergleich gebracht. Des Weiteren wurde zugleich die exakte Bedeutung der christlichen Werte erneut thematisiert.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass auch nach ausführlicher Auseinandersetzung eine genaue Definition des christlichen Werteverständnisses in der CDU und die Bedeutung für die heutige Politik nicht gefunden werden konnte, und wahrscheinlich auch nicht gefunden werden kann. Genau diese Erkenntnis ist jedoch Frage und Antwort zugleich: Der Begriff der christlichen Werte lässt sich nicht als Dogma für die Politik verstehen, das den Anspruch der Absolutheit erfüllt. Sie stellen vielmehr die Basis unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens dar, aufgrund dessen adäquate politische Entscheidungen getroffen werden müssen.

 

Auch wenn die Vagheit des Begriffs ein Gefühl der Unzufriedenheit hinterlässt, ist es der abstrakt-generelle Charakter, der unseren Politikerinnen und Politikern die Aufgabe und Chance gibt, ihn mit konkreten Inhalten zu füllen.


Autorin: Carolin Eschenfelder studiert Rechtswissenschaft in Heidelberg.