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"Es geht nicht um optimale Karriereplanung, sondern um ein Vertrauensverhältnis"

Von Altstipendiaten für Stipendiaten – seit 2015 läuft das Mentoringprojekt des ASeV in Zusammenarbeit mit der Begabtenförderung der KAS. In der Regionalgruppe Rhein-Neckar hat das Programm Anja Miehe und Miriam Biller zusammengebracht.

 

Anja, warum engagierst du dich als Mentorin?

Anja Miehe (AM): Während meines Übergangs in die Promotion habe ich selbst an einem Mentoring-Projekt für Frauen teilgenommen. Dadurch bin ich Menschen begegnet, die mir meine Scheuklappen genommen und den Blick erweitert haben. Das möchte ich jetzt weitergeben.

 

Bist du mit Anfang 30 nicht etwas jung als Mentorin?

AM: Ganz klar: nein. Das Wichtige beim Mentoring sind nicht die Jahre der Erfahrung, sondern die Fragestellung. Wir Mentoren geben deshalb an, welche Themen wir beantworten können. Bei mir sind es Fragen rund um die Promotion, die ersten 100 Tage im Job und zu Frauen in Männerdomänen.

 

Wie siehst du das, Miriam? Hat Anja dir als Mentorin weitergeholfen?

Miriam Biller (MB): Auf jeden Fall. Ich stand damals vor der Entscheidung zwischen Einstieg in die Arbeitswelt oder Promotion. Da war es hilfreich, dass Anjas Doktorarbeit noch nicht lange zurücklag. Sie hat mich ermutigt und mir von ihren Erfahrungen erzählt. Einiges habe ich auch umgesetzt, als ich dann tatsächlich meine Doktorarbeit angefangen habe.

 

Zum Beispiel?

MB: Sie hat mir geraten, mir andere Promotionskollegen zu suchen, um sich gegenseitig die Fortschritte zu präsentieren und sich so zu motivieren. Das war ein toller Tipp.

 

Anja Miehe, 33, ist promovierte Maschinenbauingenieurin und arbeitet seit Oktober 2014 bei BASF in Ludwigshafen. Anja ist Mentoring-Ansprechpartnerin in der Region Rhein-Neckar.
Anja Miehe, 33, ist promovierte Maschinenbauingenieurin und arbeitet seit Oktober 2014 bei BASF in Ludwigshafen. Anja ist Mentoring-Ansprechpartnerin in der Region Rhein-Neckar.

Zum Beispiel?

 

MB: Sie hat mir geraten, mir andere Promotionskollegen zu suchen, um sich gegenseitig die Fortschritte zu präsentieren und sich so zu motivieren. Das war ein toller Tipp.

 

Wie wichtig ist beim Mentoring der offene Austausch?

 

AM: Der ist ganz wichtig. Mentoring kann nur funktionieren, wenn der Mentee sich auch traut, seine Fragen zu stellen – egal, auf welcher Karrierestufe der Mentor schon steht.

 

MB: Sympathie spielt dabei auch eine wichtige Rolle. Bei uns hat die Chemie gleich gepasst.

 

AM: Ja, die Chemie muss stimmen, sonst funktioniert das nicht. Ich würde allen Mentoring-Paaren raten, nach der ersten Kontaktaufnahme bald zu telefonieren oder, falls möglich, sich auf einen kurzen Kaffee zu treffen.

 

Seid ihr so vorgegangen?

 

MB: Ja, wir hatten uns auf einer gemeinsamen Veranstaltung von Stipendiaten und Altstipendiaten, auf der das Mentoring-Programm vorgestellt wurde, kennengelernt und uns gleich zu einem persönlichen Treffen verabredet.

Miriam Biller, 29, promoviert seit Februar 2016 im Bereich Marketing und Innovation an der Universität Mannheim.
Miriam Biller, 29, promoviert seit Februar 2016 im Bereich Marketing und Innovation an der Universität Mannheim.

Wie ging es weiter?

 

MB: Tatsächlich haben wir uns nur zweimal getroffen, dann stand meine Antwort fest: Ich würde promovieren.

 

 

 

Und jetzt?

 

MB: Wir suchen schon seit Längerem nach einem neuen Termin für ein Treffen. Dies aber nicht mehr als offizielles Mentoring-Paar, sondern als Freunde.

 

AM: Hier muss man unterscheiden zwischen Mentoring und Freundschaft. Eine Mentoring-Beziehung besteht nur für einen gewissen Zeitraum, im Normalfall maximal für ein Jahr. In Miriams Fall war ihre Frage sogar sehr schnell beantwortet.

 

Und wenn sich neue ergeben?

 

AM: Dann könnte sie sich natürlich erneut bei mir melden. Das ist in jeder Mentoring-Beziehung aber anders. Ein wirklich längerfristiger Kontakt kann entstehen, muss aber nicht. Mit meiner Mentorin von damals habe ich tatsächlich noch einen solchen Kontakt. Vor meiner ersten Gehaltsverhandlung habe ich bei ihr angerufen.

 

Was würdet ihr anderen Mentoring-Tandems mit auf dem Weg geben?

 

AM: Klärt zügig ab, ob ihr euch sympathisch seid und euch vertrauensvoll austauschen mögt. Beim Mentoring geht es nicht um optimale Karriereplanung, es geht darum, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.

 

MB: Meine Frage war ja recht schnell geklärt. Anderen könnte es helfen, sich einen Rhythmus für den Austausch zu überlegen. So geht das im Alltagstrubel nicht so leicht unter.

 

Mehr Informationen unter: altstipendiaten.de/mentoring


Autorin: Sonje Sironi ist Altstipendiatin der Regionalgruppe Rhein-Neckar.


Mentoring bundesweit in den Regionalgruppen etablieren

 

Die lebendige KAS-Gemeinschaft und der Austausch Stipendiaten und Altstipendiaten ist ein großes Pfund unserer Alumni-Vereinigung. Mit dem Angebot „Mentoring für Stipendiaten“ wollen wir Altstipendiaten die Stipendiaten in herausfordernden Entscheidungssituationen individuell unterstützen. 

 

Wir bitten deshalb Stipendiatensprecher und AS-Regionalsprecher aufeinander zuzugehen und Mentoring in ihrer Region zu etablieren. So machen wir das KAS-Stipendium auf Dauer noch attraktiver.

Weitere Infos findet ihr hier.